Besuch in der Partnerstadt

Bereits im vergangenen Jahr war der Bürgerbesuch in die Partnerstadt für September geplant – die damals in beiden Ländern sehr hohen Corona-Inzidenzen ließen uns auf der Mitgliederversammlung im August keine andere Wahl, als den Besuch zu verschieben. Die tschechischen Freunde zeigten großes Verständnis dafür.

So planten wir für September 2021 einen neuen Anlauf, frühzeitig angekündigt, mit dem gleichen Programm. Aber zum Zeitpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung am 26. August gab es erst 10 Anmeldungen aus Rheinbach für die Fahrt. Noch immer bestand verständlicherweise eine Corona-bedingte Zurückhaltung, und manche/r hatte auch die noch nicht bewältigten Folgen der Flutkatastrophe vom Juli im Kopf und vor Augen. So wurde die offizielle Bürgerfahrt ein zweites Mal abgesagt. Aber als der Vorsitzende und sein Stellvertreter erklärten, privat fahren zu wollen, fanden sich schnell noch weitere sechs Interessierte.

So fuhren wir, 8 Personen, am 16. September mit zwei Privatwagen los. Traditioneller Zwischenstop zum Mittagessen bei Wurst Haase in Magdala. Und als wir am späten Nachmittag, gleichzeitig mit Franz und Christian aus Berlin, bei unserer Unterkunft ankamen – dem Kindersanatorium in Cvikov, das von Rudolf Focke geleitet wird – begrüßte uns eine größere Abordnung unserer Freunde aus Kamenický Šenov. Es wurde von tschechischer Seite mehrmals anerkennend hervorgehoben, dass trotz ungünstiger Voraussetzungen ein Besuch, wenn auch im kleinen und mehr privaten Rahmen, durchgeführt worden war. Auch wir betonten die Bedeutung der gegenseitigen Besuche.

Und so bestanden auch die tschechischen Gastgeber darauf, dass das vorgesehene Programm in den beiden folgenden Tagen wie geplant durchgeführt wurde. Ein besonderer Dank hierfür gilt Jana Focková und Rudolf Focke, die die interessanten Themen zusammengestellt hatten.

Am Freitagmorgen galt der erste Besuch dem Glasmuseum, wo wir herzlich empfangen und sowohl von Hana Šrámková kenntnisreich durch die Dauerausstellung geführt wurden als auch die Möglichkeit hatten, die Sonderausstellung mit Werken von Marián Volráb zu besichtigen, des 1961 geborenen international bekannten Glaskünstlers, eines früheren Absolventens der Glasfachschule in Kamenický Šenov.

Anschließend konnten wir die renovierte und teilweise ausgebaute Glasfachschule besichtigen. Der Direktor Pavel Kopřiva (Mitglied im Partnerschaftsverein „Spolek přátel Rheinbachu“) hat es sich nicht nehmen lassen, uns durch die bestens ausgestatteten Räume zu führen – mit berechtigtem Stolz auf die modernisierte und von der Schülerzahl her voll ausgelastete Schule.

Foto: Jan Katzer

Beim anschließenden Empfang durch die Stadt Kamenický Šenov hatten wir zum ersten Mal Gelegenheit, den jetzigen Bürgermeister Michal Třešňák (im Bild 2. von rechts) kennen zu lernen. Er betonte, dass die Partnerschaft zu Rheinbach wie seinen Vorgängern auch ihm wichtig sei und dass er alles zu ihrer Stärkung tun wolle. Er nahm gerne unsere Einladung nach Rheinbach an und will uns bei nächster Gelegenheit besuchen.

Foto: Winfried Kern

Ihm und seiner Kulturdezernentin wurde als Gastgeschenk ein Bildband von Rheinbach überreicht, und wir hatten auch einen Brief des Rheinbacher Bürgermeisters Ludger Banken dabei, der sich auf diesem Wege noch einmal bedankte für die Anteilnahme des Bürgermeisters aus der Partnerstadt nach der Flutkatastrophe.

Der Nachmittag führte uns nach Kunratice u Cvikova, wo der Glasunternehmer und -künstler Jiří Pačinek uns seine Hütte zeigte und wir den beeindruckenden Glasgarten begehen konnten.

Foto: Vladimír Hubáček

Auch die Kirche zum Heiligen Kreuz in Kunratice ist voller Kunstwerke aus der Glashütte von Jiří Pačinek, gefertigt von ihm und von internationalen Künstlern.

Fotos: Jan Katzer

Der Abend wurde, wie bereits am Vortag, mit einem Essen in der Brauerei von Cvikov eingeleitet, bevor sich die tschechischen Freunde mit den deutschen Besuchern noch im Gemeinschaftsraum der Unterkunft bei gut gezapftem Faßbier über dieses und jenes austauschten.

Foto: Jan Katzer

Am Samstag ging es nach Oybin. Der Kurort liegt bereits auf der deutschen Seite der Grenze und wird überragt von einer imposanten Burgruine. Karl IV., böhmischer König und deutscher Kaiser, erbaute sie im 14. Jahrhundert als Schutz der Handelsstraßen und gründete auch ein Kloster. In der Kirchenruine konnten wir kurzzeitig einem Konzert zweier Musiker lauschen.

Foto: Vladimir Hubaček

Nach ausgiebigem Mittagessen im Waldrestaurant Hřebenka ging es wieder auf die deutsche Seite zum Schmetterlingshaus nach Jonstorf. Diese Einrichtung ist ein touristischer Magnet in einer ansonsten strukturschwachen Gegend.

Foto: Vladimir Hubaček

Der Abschlußabend wurde zünftig begangen: Jana und Rudolf hatten zwei Truthähne vorbereitet, und mit Musik, Gesang (tschechisch, deutsch und international, wobei die Freunde sich wieder viel textsicherer zeigten) und Tanz war der Besuch (fast) bereits vorbei.

Foto: Walter Erlenbach

Die Bürgerbesuche in früheren Jahren wurden im Glasmuseum abgeschlossen – das hatten wir aber bereits zu Anfang besichtigt. So stand diesmal als Schlußpunkt der historische Friedhof auf dem Programm. Die Sechseck-Bank um die Linde, unter anderem „in memoriam“ Helfried Glössner und Hana Svobodová, und die beiden von der Stadt Kamenický Šenov und der Bürgerstiftung „Wir für Rheinbach“ gestifteten Bänke wurden erstmals von uns und tschechischen Freunden gemeinsam „besetzt“.

Foto: Walter Erlenbach

Es konnten die Fortschritte in der Restaurierung der Grabmale gewürdigt werden, und wir übergaben unseren finanziellen Beitrag zu den Arbeiten im Jahr 2021. Danke noch einmal an alle, die in irgend einer Weise dazu beigetragen haben, dass es zügig und professionell weitergehen kann.

Foto: Ulrike Lohoff-Erlenbach

Inzwischen hat die Kirche von Kamenický Šenov auch wieder einen eigenen Pfarrer, Oldřich Kolář, mit den Initialen OK, was von seiner Gemeinde als ein gutes Zeichen gesehen wird, und so hat er sich auch uns gegenüber gezeigt. Wir wünschen ihm einen segensreichen Erfolg in seiner Gemeinde.

Foto übermittelt von Radim Vácha

Bei herbstlichen Temperaturen verabschiedeten wir uns von den tschechischen Freunden, die auch an die Daheimgebliebenen viele Grüße ausrichten ließen, mit dem gemeinsamen Wunsch, dass ab dem kommenden Jahr, bei dem Gegenbesuch in Rheinbach, ein normaler Ablauf und die früheren Teilnehmerzahlen wieder möglich sein werden.

Im Jahre 2022 besteht die offizielle Städtepartnerschaft zwischen Kamenický Šenov / Steinschönau und Rheinbach 20 Jahre, und das sollte Grund genug sein, kräftig zu feiern!

Ahoj!