Ein Schutzengel für Rheinbach

Tschechische Kulturtage, Besuch der tschechischen Generalkonsulin und Bürgerbesuch aus der Partnerstadt mit Festakt

Die aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft vom Partnerschaftsverein organisierten „Tschechischen Kulturtage in Rheinbach“ haben sehr zufriedenstellend begonnen. Zwei Literaturgespräche in der öffentlichen Bücherei St. Martin unter der Leitung von Irma Drerup sind erfolgreich durchgeführt worden – die Novelle „Der Mann aus Želary“ von Kvĕta Legátová und der Roman „Das Städtchen, in dem die Zeit stehenblieb“ von Bohumil Hrabal wurden begeistert besprochen.

Besuch der tschechischen Generalkonsulin zur Ausstellungseröffnung

Gemeinsam mit dem Glasmuseum wurde die Ausstellung „Begegnungen“ zusammengestellt, bei der modernes tschechisches Studioglas gezeigt wird von Künstlern, die einen Bezug zur Partnerstadt haben, z.B. als Schüler, Lehrer, Direktoren der dortigen Glasfachschule oder deren „Inspiratoren“. Bei der Eröffnung am 22. Juni gab uns die Schirmherrin der Kulturtage, die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in Düsseldorf, Frau Dipl.-Ing Kristina Larischová, die Ehre des Besuchs und hob in Ihrem Grußwort die in dieser Zeit besonders wichtige Partnerschaft zwischen den beiden Ländern und vor allem die langjährige Freundschaft zwischen den Bürgern beider Städte hervor und dankte für Engagement und Interesse an der tschechischen Kultur.

Die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in Düsseldorf, Frau Dipl.-Ing Kristina Larischová. Foto: B: Yazdan
 

Zuvor hatte sie die Objekte zum 11. Internationalen Glaspreis besichtigt und sich erfreut darüber gezeigt, dass die beiden ersten Preise und eine Belobigung an tschechische Schulen gehen. Sehr interessiert zeigte sie sich auch am römischen Glasofen, und sie bedankte sich für eine kleine kobaltblaue Replik einer römischen Vase als Geschenk.

Die Generalkonsulin lässt sich von Frank Wiesenberg die Funktionsweise eines römischen Glasofens erklären. Foto: W. Kern

Über den Besuch wird auch auf der Homepage der Generalkonsulats unter https://www.mzv.cz/duesseldorf/de/wirtschaft_und_handel/tschechische_kulturtage_in_rheinbach_20.html berichtet.

Tschechische Literatur in der Buchhandlung Kayser

Seit Ende Juni zeigte die Buchhandlung Kayser in Ihrem Schaufenster moderne tschechische Literatur und einige Fotos zur Städtepartnerschaft. Am 20. August, 15:00 Uhr gibt es dort eine Lesung aus „Ein empfindsamer Mensch“ von Jáchym Topol und aus „Hana“ von Alena Mornštajnová, vorgetragen von der WDR-Sprechering Jana Reiß.

Speziell für Kinder gibt es am 13. August im „kunterbunt“, Weiherstr. 11, eine Vorstellung der Bücher „Tippo und Fleck“ von Tomáš Končinský und Barbora Klárová mit Illustrationen von Daniel Špaček und Petr Štĕpán (für 4 – 8-jährige um 15:00 Uhr) sowie „Die Sockenfresser“ von Pavel Šrut um 16:30 Uhr für die 8 – 12-jährigen.

Bürgerbesuch aus der Partnerstadt

Am 2. Juli kamen 49 Gäste, darunter 12 Jugendliche, aus der Partnerstadt in Rheinbach an. Bürgermeister Banken ließ es sich nicht nehmen, erstmals als Stadtoberhaupt die tschechischen Gäste zu begrüßen. Der Vorsitzende der Partnerschaftsvereinigung freute sich über viele bekannte Gesichter, die nicht zum ersten Mal in nach Rheinbach gekommen waren, aber auch über neue Besucher, die hoffentlich auch wiederkommen werden. Und es folgte viel tschechische Musik bis in die Nacht hinein.

Jitka Lorenzová am Akkordeon. Foto: P. Kern

Sporttage für die Jugendlichen

Der stellv. Vorsitzende Winfried Kern hatte ein ambitioniertes Sportprogramm zusammengestellt, an dem auch 10 Gleichaltrige aus Rheinbach teilnahmen. Gleich am Sonntag absolvierte die Gruppe unter der Leitung von Albert Plümer per Drahtesel eine „Burgenrundfahrt“, lediglich von einem Plattfuß beeinträchtigt.  

Die jugendlichen Sportler vor der Burg Kleinbüllesheim. Foto: P. Kern

Am Montag stand als Höhepunkt die Absolvierung der verschiedenen Disziplinen zur Erlangung des Sportabzeichen des deutschen Olympischen Sportbundes an, unter Aufsicht von Karl-Heinz Carle, dem Vorsitzenden des Rheinbacher Sportverbandes, und unter Beihilfe von Josef „Pepa“ Petrus. Die Urkunden wurden am Dienstag beim Festakt überreicht, nachdem morgens der Klettergarten in Bad Neuenahr-Ahrweiler besucht worden war.

Programm für die Erwachsenen

Der Sonntagvormittag begann mit der Besichtigung der Klosters Maria Laach mit seinen zugänglichen Gebäuden, Betrieben und Außenanlagen. Nicht nur das Kloster selbst, auch die Bildhauer- und Kunstschmiedeobjekte wurden bestaunt. Nach dem Mittagessen in der Klostergaststätte fuhr uns der Klosterführer noch außerplanmäßig zu einem Steinbruch nach Weibern, wo er den besonders feinen Tuffstein zeigte.

Anschließend im Museum Lava-Dome in Mendig wurde den tschechischen Besuchern das Gesamtspektrum des Vulkanismus vorgeführt, einschließlich simulierter Erdbeben und deren Aufzeichnungen durch die extrem sensiblen Seismographen, die selbst bei kleinen Hüpfern ausschlagen. Auch der LavaDome Keller beeindruckte sehr, bevor in der Vulkan-Brauerei ein zünftiges Abendessen eingenommen wurde.

Am Montag stand die Landeshauptstadt Düsseldorf auf dem Programm. Vormittags wurde die Stadt mit einer Panorama-Rundfahrt vom Rhein aus per Schiff besichtigt und nachmittags zu Fuß und vom Bus aus. Beim Mittagessen im „Uerigen“ besuchte uns in Vertretung der Generalkonsulin ihre Büroleiterin, Frau Petra Appelbaum, und hatte mit einigen tschechischen und deutschen Mitreisenden anregende Gespräche über die Städtepartnerschaft.

In Düsseldorf vor dem Denkmal des Kurfürsten Jan Wellem. Foto: G. Saxler-Schmidt

Ausklang war abends gemeinsam mit den Jugendlichen, die vorher schon ein Minigolf-Turnier gespielt hatten, das Essen im Café Park-Plätzchen im Freizeitpark, mit viel Gedankenaustausch und natürlich mit tschechischer Musik, dargebracht von Iva Gebelová am Akkordeonund Jan Suchý am Keyboard.

Auf Wunsch der tschechischen Gäste wurden ihnen am Dienstagvormittag durch Herrn Raetz Orte gezeigt, wo die Folgen der Flutschäden vor einem Jahr noch immer sichtbar sind: Sportlerheim, Steinbachtalsperre, Schweinheim, Odendorf und Queckenberg und GTZ. Zu Beginn dieser Rundfahrt legten der Bürgermeister von Kamenický Šenov, Michal Třešňák, und sein Stellvertreter Petr David am Mahnmal für die Flutopfer in der Bachstraße ein Blumengebinde nieder. Sie hatten direkt nach Bekanntwerden der Flutkatastrophe in Rheinbach und Umgebung in einem Brief an Bürgermeister Banken ihre Anteilnahme ausgedrückt und Hilfe angeboten – wie viele andere Bewohner der Partnerstadt ihren Rheinbacher Freunden ebenfalls.

P. David (l.) u. M. Třešňák (2.v.l.) bei der Niederlegung der Blumen zum Andenken an die Flutopfer. Foto: G. Saxler-Schmidt

Beim Gang durch die Stadt am Nachmittag wurde die tschechische Literatur in der Buchhandlung Kayser gewürdigt – die gesamte Buchauswahl war den tschechischen Besuchern bekannt – und anschließend die Ausstellung im Glasmuseum besucht. Hier bewährte sich die Museums-App, die auch in tschechischer Sprache durch das Museum führt, zur Erleichterung der Museumsdirektorin sehr. Feuertaufe bestanden!

Festakt der Stadt Rheinbach

Für Dienstagabend hatte der Bürgermeister im Namen der Stadt zu einem Festakt in die Stadthalle eingeladen. Neben den tschechischen Besuchern waren auch ca. 70 Rheinbacher gekommen. Die Grußworte der beiden Bürgermeister wurden von Zdeňek Skok, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins „Spolek přátel Rheinbachu“ aus Kamenický Šenov (Deutschlehrer an der Glasfachschule) jeweils übersetzt. Die Schirmherrin auch des Festaktes, Frau Generalkonsulin Larischová, befand sich schon im Urlaub, hob aber in ihrer in Deutsch und Tschechisch per Videobotschaft übermittelten Rede die sehr innige und über die zwei Jahrzehnte beständige Partnerschaft zwischen den beiden Städten hervor, die auch immer wieder  Schüler und Jugendliche mit einbeziehe und eine Vielfalt von Projekten durchführe. Sie hat, als Verwaltungsratsmitglied des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, an anderer Stelle diese Verbindung als „Premium-Partnerschaft“ bezeichnet.

Die beiden Vereinsvorsitzenden Zdeňek Skok und Walter Erlenbach wiesen auf die Rolle von Helfried Glössner hin, der die ersten Verbindungen in die Heimat seiner vertriebenen Eltern knüpfte, 1996 bereits eine Partnerschaft zwischen den beiden Glasfachschulen erreichte, 2001 den Rheinbacher Partnerschaftsverein gründete, dessen Vorsitzender und anschließend Ehrenvorsitzender er wurde. Die Schaffung einer Städtepartnerschaft war erstes Vereinsziel und ist bereits 2002 erfolgt. Helfried Glössner wurde 2006 Ehrenbürger von Kamenický Šenov, im dortigen Stadtpark gedenkt eine Glasstele mit seinem Konterfei genauso an ihn wie eine Bank auf dem Alten Friedhof.

Hervorgehoben wurden auch die Restaurierungsarbeiten an den, z.T. kunsthistorisch wertvollen Grabmalen, die Arbeiten werden aus Rheinbach durch Projektpartnerschaft und durch Spenden unterstützt, eine auch für die Zukunft noch bestehende Herausforderung.

Anschließend trugen sich Bürgermeister Třešňák, die beiden Vereinsvorsitzenden Skok und Erlenbach sowie Bürgermeister Banken in das Goldene Buch der Stadt Rheinbach ein.

Bürgermeister Třešňák beim Eintragen ins Goldene Buch der Stadt Rheinbach. Foto: R. Fabritus

 

Den Jugendlichen, die am Tag zuvor trotz hoher Temperaturen das Sportabzeichen erworben hatten, wurden vor dieser großen Kulisse durch die Herren Kahle und Kern ihre Urkunden überreicht – die sichtliche Freude lockerte die Veranstaltung sehr auf.

 Die Jugendlichen mit den Urkunden zum Sportabzeichen. Foto: R. Fabritius

Der Schutzengel für Rheinbach

Nach der Übereichung von Erinnerungs-Fotobänden für Rheinbacher Aktive folgte noch eine große Überraschung: Schüler der Glasfachschule in Kamenický Šenov – die Schule sieht als einen Schwerpunkt ihrer Ausbildung die Verbindung von „Glas und Licht“ an – hatten ein Leuchtobjekt in Form eines Engels gefertigt, das dem Rheinbacher Bürgermeister von der Stadt Kamenický Šenov symbolisch als Schutzengel für die Stadt überreicht worden ist – möge er mit seinem Licht unsere Stadt in Zukunft vor Gefahren bewahren.

Schutzengel für die Stadt Rheinbach Foto: B. Yazdan

Ausklang

Nach der offiziellen Veranstaltung wurde von vielen Teilnehmern im Jugendwohnheim, in dem die tschechischen Gäste übernachteten, noch bis tief in die Nacht bei Musik und guten Gesprächen der Abschluss gefeiert, bevor am Mittwoch wieder die Abreise anstand.

Alle freuen sich auf unseren Gegenbesuch im kommenden Jahr.

Ein Dank geht auch an die Unterstützer des Partnerbesuchs: 

Weitere Fotos von Patrick Kern und Stefan Raetz können über den folgenden Link angesehen werden:

https://lightroom.adobe.com/shares/825d7940a3f446c68922fa058327201b